Zum Inhalt springen

Lieber mit dem Biber - So geht man in der Stadt Forchheim mit dem Nager um

Er baut sich selbst und seiner Familie eine Burg, baut Dämme und staut Bäche auf: Der Biber, im 19. Jahrhundert durch den Menschen nahezu ausgerottet, fühlt sich auch in Stadt und Landkreis Forchheim wohl. Derzeit wird der bayerische Biberbestand auf etwa 22000 Tiere in rund 6000 Revieren geschätzt.

Willfried Schwarz, Biberberater, Andreas Geck, Leiter des städtischen Amtes für Öffentliches Grün, und Jürgen Kowalski, Biberberater stehen am Ufer der Regnitz. Im Hintergrund wächst eine Birke.

(v.l.): Willfried Schwarz (Biberberater), Andreas Geck (Leiter des städtischen Amtes für Öffentliches Grün) und Jürgen Kowalski (Biberberater).

"Sie essen ja auch nicht jeden Tag Schweinebraten", sagt Willfried Schwarz, einer der Biberberater des Landkreises Forchheim und deutet auf eine alte Kiefer, die der nachtaktive Nager als Mittag- und Abendessen ausgewählt hat. Ausgewogen ernährt sich der tierische Vegetarier, am liebsten von Weichholz in Ufernähe wie Weiden oder Pappeln, nur die Erle, die mag der Biber nicht.

Am Altwasser der Regnitz bei Burk fühlt sich der Biber besonders wohl, "die Kontrollintervalle mussten wir hier stark erhöhen", erklärt Andreas Geck, Leiter des Amtes für Öffentliches Grün und Biodiversität der Stadt Forchheim. Im Altwasser gehört dem Biber gar eine ganze Insel, die das Gartenamt ganz bewusst sich selbst überlässt. "Der bürokratische Aufwand ist enorm", sagt Geck, die "immense Arbeitszeit" seiner Kollegen aus dem Gartenamt gar nicht mit eingerechnet, mehr als 300 Arbeitsstunden sind dafür bereits angefallen. Mit einem Drahtgeflecht werden die Baumstämme vor den Nagezähnen des Bibers geschützt. Und das ist nicht wenig: Insgesamt wurde fast ein halber Kilometer stabiler Draht und Hasendraht verbaut.
Wie viele Biber es in Stadt und Landkreis gibt, kann Willfried Schwarz nur schätzen: "Ein Biber-Revier ist rund zwei Kilometer lang, wenn man also von der Quelle der Wiesent bis zur Mündung rechnet und alle anderen Flussläufe in Stadt und Landkreis Forchheim dazurechnet... - kommt man schnell auf eine stattliche Zahl."

Und doch ist der Biber nicht ausschließlich ein Wasserbewohner, auch an Land kann sich das Tier in einem Radius von rund 200 Metern "zu Fuß" fortbewegen. Will heißen: Auch landwirtschaftliche Flächen etwa mit Maisfeldern, Zuckerrüben oder Obstbäumen sind vor dem Biber nicht gefeit.

Wie wichtig der Biber als Landschaftsbauer ist, betont Schwarz unisono: Flora und Fauna verändern sich durch und mit dem Biber. Mit sogenannten Biberteichen schaffen die Tiere wichtige Lebensräume für viele Pflanzen, Fische, Amphibien, Insekten und Vögel. Nebenbei werden die Ufer befestigt, Überschwemmungen abgemildert und der Versandung von Flüssen vorgebeugt. Bäume und Sträucher, die der Biber liegen lässt, schaffen wichtige Totholz-Lebensräume.

Auch Andreas Geck und Willfried Schwarz sind vom Nutzen des Bibers überzeugt. "Er ist die einzige Tierart auf unserer Erde, die die Landschaft so gestaltet, dass sich Flora und Fauna auf natürliche Weise entwickeln können. Der Mensch kann das nicht!", stellt Biberberater Schwarz fest.