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Jüdischer Friedhof Baiersdorf: Geschichte bewahren

Inmitten der Stadt Baiersdorf liegt der jüdische Friedhof. Dieser war seit Jahrhunderten als Bezirksfriedhof eine Ruhestätte auch für die Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Forchheim. Deshalb hat die Stadt Baiersdorf von der Stadt Forchheim einen Zuschuss von 7500 Euro zum Erstellen der 20seitgen Dokumentationsbroschüre „Jüdischer Friedhof Baiersdorf“ erhalten, die kürzlich erschien.

Rolf Kießling, Historiker, mit Schüler*innen auf dem jüdischen Friedhof.

Rolf Kießling, Historiker und Experte für jüdische Geschichte, mit Schüler*innen auf dem jüdischen Friedhof.

Bürgermeisterin Dr. Annette Prechtel mit Baiersdorfs 2. Bürgermeisterin Eva Erhardt-Odörfer

Bürgermeisterin Dr. Annette Prechtel mit Baiersdorfs 2. Bürgermeisterin Eva Erhardt-Odörfer

Der Baiersdorfer Friedhof hat eine große Bedeutung für die einstige Forchheimer jüdische Gemeinde. Ist er doch Grabstätte der Forchheimer Juden, denn in Forchheim gab es keinen eigenen Friedhof. Die Stadt Baiersdorf stellt sich seit mehreren Jahren ihrer historischen Verantwortung und versucht mit einigem finanziellen Aufwand, den jüdischen Friedhof zu bewahren und für die Nachwelt zu erhalten. „Der Baiersdorfer Weg” gilt als „Best Practice“-Beispiel für eine professionell erfolgte Gesamtaufnahme und Dokumentation eines jüdischen Friedhofs. Die finanzielle Unterstützung dieser Arbeit beschloss der Forchheimer Stadtrat im Haupt-, Personal- und Kulturausschusses in seiner Sitzung am 12.11.2020.

Anlässlich der Drucklegung der Broschüre besuchte nun im Oktober eine Delegation aus Forchheim - Bürgermeisterin Dr. Annette Prechtel, 22 Schüler*innen einer 9. Klasse des Ehrenbürg Gymnasiums Forchheim mit Lehrerin Kerstin Meyer und Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung Forchheim - den Jüdischen Friedhof Baiersdorf. Herzlich begrüßte 2. Bürgermeisterin Eva Erhardt-Odörfer die Gäste aus Forchheim und öffnete den Friedhof für die Besucher*innen.

„Die Broschüre „Jüdischer Friedhof Baiersdorf“ wurde erstellt, um Geschichte aufzubereiten und zu bewahren“, erklärte Bürgermeisterin Dr. Prechtel vor Ort das finanzielle Engagement der Stadt Forchheim, „jüdische Grabsteine werden aus religiösen Gründen nicht restauriert, man überlässt die dem Verfall, die Steine versinken, die Witterung wirkt so ein, dass Inschriften abblättern. Das gehört auch zum Tod, man blickt auf das, was kommen wird: Die Ankunft des Messias und die Auferstehung.“ Umso wichtiger sei es, den Ist-Bestand mit modernen Methoden zu dokumentieren und das Wissen nicht verloren gehen zu lassen.

Rolf Kießling, Historiker und Experte für jüdische Geschichte in der Region, informierte die Gruppe über die heute nicht mehr existente Synagoge und führte anschließend über den Friedhof. Kießling berichtete, dass die jüdische Gemeinde in der Stadt Forchheim in vergangenen Zeiten einen Höchststand von bis zu 222 Mitgliedern erreichte. In der Stadt Baiersdorf selbst wohnten bis zu 440 Menschen jüdischen Glaubens. Der Friedhof war für sie „Bet Haolam - Ort der Ewigkeit“ und damit Stätte der freudigen Erwartung des Messias und der Auferstehung. Auch heute strahlt dieser Ort noch eine besondere Atmosphäre aus, der sich die Anwesenden deutlich bewusst waren. Mit großem Interesse verfolgte die Schüler*innengruppe um Kerstin Meyer den Erzählungen Kießlings, der u.a. auch auf jüdische Bestattungsriten, die Grabsteine und ihre Inschriften einging.

Der Baiersdorfer jüdische Friedhof ist einer der größten jüdischen Friedhöfe Frankens. Auf einer Friedhofsfläche von 4756 Quadratmetern sind aktuell 1.278 Grabsteine erhalten geblieben. Der jüdische Friedhof grenzte an seiner Westseite an die ehemalige Synagoge, an die sich eine Mikwe, ein Taharahaus und ein Rabbinerhaus anschlossen. Wann der jüdische Friedhof in Baiersdorf errichtet wurde ist nicht genau datiert, er wird aber erstmals 1529 erwähnt.

In Quellen sind die Trauerzüge von Forchheim nach Baiersdorf überliefert, und viele bekannte Forchheimer Familien fanden dort ihre letzte Ruhestätte. Insgesamt 180 Grabsteine von Forchheimer Juden lassen sich auf dem Friedhof nachweisen und sind auch in der Datenbank erschlossen. Darunter sind Namen von Personen, die für die Stadtgeschichte wesentlich waren, wie z.B. Mitglieder der Familien Gröschel, Kleemann, Prager, Bayreuther, Heller, Zeiller, Bauer oder Rotschild. Unter ihnen befinden sich auch Amalie und Michael Löb Kleemann, der Synagogenlehrer und Vater von Wilhelm Kleemann, dem in Forchheim ein Denkmal gesetzt wurde. In dem 2019 erstellten Forchheimer Kulturentwicklungsplan wurde explizit gewünscht, künftig einen jüdischen Themenpfad zu installieren, der an die Orte einstigen jüdischen Lebens in der Stadt führt. Eine Station darunter könnte auch der jüdische Friedhof in Baiersdorf sein.

Mitte November wird noch einmal eine Delegation des Forchheimer Stadtrates mit Bürgermeisterin Eva Erhardt-Odörfer den jüdischen Friedhof Baiersdorf besichtigen.

Die Stadtbücherei Forchheim hat die Broschüre „Jüdischer Friedhof Baiersdorf“ bereits im Bestand (Gruppe „Heimatkunde“). Weitere Informationen zum jüdischen Friedhof Baiersdorf sind auch im Internet verfügbar unter den Adressen www.jg-baiersdorf.de und www.histourisch.de